Furrer Tobias 150

Rita Gfeller, Präsidentin VBL

Social distancing und andere Schlagwörter

Corona-Krise. Abgesagt. Kann nicht durchgeführt werden… Diese Schlagwörter begegnen uns im Moment tagtäglich und die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmen unser Leben.

Ärzte und Pflegepersonal arbeiten bis zum Umfallen. Geschäfte und Schulen bleiben geschlossen. Wir arbeiten im Home-Office, haben Kurzarbeit oder es droht sogar Arbeitslosigkeit. Landwirte arbeiten am Limit, da ihre ausländischen Mitarbeiter nicht einreisen können. Die Wirtschaft bleibt stehen, KMUs und selbständig Erwerbende fürchten um ihre Existenz. Wir erhalten Empfehlungen, wie wir uns zu verhalten haben.

Ja, wir halten uns an die Vorschriften von Bundesrat und BAG.

Ja, wir halten Abstand.

Ja, wir bleiben zu Hause.

Je nachdem wo wir im Moment im Leben stehen, stehen wir plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen. Vielleicht müssen wir neben unserer Arbeit unsere schulpflichtigen Kinder, die jetzt den ganzen Tag zu Hause sind, beschäftigen. Oder wir haben momentan keine Beschäftigung, da unser Arbeitgeber das Geschäft schliessen musste. Auf dem Bauernhof geht das Leben fast normal weiter, hier geht die Arbeit ja nie aus. Eventuell dürfen wir unsere betagten Eltern nicht mehr besuchen oder wir gehören selbst einer Risikogruppe an und sind allein zu Hause. Auf dem Land haben wir oftmals das Glück, einen Garten zu haben und wir sind mit ein paar Schritten draussen in der Natur. Doch auf unserem Spaziergang halten wir Abstand zu allen Entgegenkommenden.

Mit einem Begriff, der uns weismachen soll, wie wir uns zu verhalten haben, kann ich mich jedoch überhaupt nicht anfreunden: Social Distancing – Soziale Distanz.

Was wir im Moment einhalten müssen, ist die räumliche, physische Distanz. Doch sozial brauchen wir mehr Nähe denn je, und die können wir zum Glück auch geben oder sie uns holen: Ein Gespräch über den Gartenzaun, der tägliche Anruf der Angehörigen, die wir nicht besuchen dürfen, als Familie gemeinsam spielen und kochen, die Fortschritte oder Streiche der Enkel im WhatsApp-Filmchen beobachten, wieder einmal einen Brief schreiben und, und, und…

Beim Schauen der Tagesschau überkommt mich einmal mehr ein riesiges Dankbarkeitsgefühl. Dankbar, in einem sicheren und politisch stabilen Land leben zu können. Dankbar, ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen zu haben.

Dankbar und glücklich aber auch, mich auf ein stabiles soziales Netzwerk verlassen zu dürfen!!! Nur eben im Moment aus Distanz.

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