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Mittagsveranstaltung „Die Bäuerin als Drehscheibe“ am Dienstag, 19.1.2016

Bäuerinnen übernehmen immer mehr und vielfältigere Aufgaben in Familie, Landwirtschaftsbetrieben und Gesellschaft. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, ist eine fundierte und zeitgemässe Ausbildung von grosser Wichtigkeit. Sei es als gleichberechtigte Partnerin auf dem Landwirtschaftsbetrieb, die alle ökonomischen Entscheide mitträgt oder als verantwortliche Person in allen hauswirtschaftlichen Belangen – die Frau und Bäuerin nimmt eine immens wichtige Stellung ein. Um Politikerinnen , Politiker und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft erneut auf diese Tatsachen aufmerksam zu machen, lud der Verband Bernischer Landfrauenvereine VBL als kantonaler Berufsverband der Bäuerinnen und mitgliederstärkster Frauenverband des Kantons Bern am Dienstag, 19. Januar 2016 zu der Mittagsveranstaltung „Die Bäuerin als Drehscheibe“ im Rathaus Bern ein.

Die Präsidentin des Verbandes Bernischer Landfrauenvereine, Rita Gfeller, begrüsste rund 40 Mitglieder des Grossen Rates sowie zahlreiche Gäste.

Diese lauschten aufmerksam den Worten der Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenvereines SBLV, Christine Bühler, die betonte, dass die aktuelle Situation der Bäuerin mit der Agrarreform grossen Druck auf die Einkommenssituation ausübe. Die fehlenden Einkommen würde mit Arbeit ausserhalb der Landwirtschaft kompensiert, neue Betriebszweige wie agrotouristische Angebote, Betreuungsaufgaben, Direktvermarktung etc. gesucht und betrieben oder es würde einer Vollerwerbstätigkeit nachgegangen.  

Bäuerinnen nehmen nebst ihren vielseitigen Aufgaben im land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeitsfeld politische Verantwortung in Vereinen und Gremien wahr und figurieren als Bindeglied zwischen Stadt und Land. Sie geben ihr Wissen rund um Ernährung und Hauswirtschaft weiter, indem sie beispielsweise als Ausbilderin im Brückenjahr „Bildungsjahr Hauswirtschaft“ tätig sind und pflegen die Basis unserer Kultur: Brauchtum und Traditionen.

Christine Bühler wies darauf hin, dass bei der sozialen Absicherung vor allem bei älteren Bäuerinnen viel Handlungsbedarf besteht. Zudem bestehen ohne Ehe- oder Erbvertrag wenig Rechte im Todesfall des Partners.

Lilian Fankhauser, die Co-Leiterin der Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern, betonte die grossen organisatorischen und zwischenmenschlichen Herausforderungen für die bäuerlichen Familien.

Im Rahme der transdisziplinären Studie „Das Unsichtbare sichtbar machen“ widmete sich ein Team aus Wissenschaftlerinnen, Frauen und Männern aus der Praxis der Fragestellung, wie gute Lebensqualität in bäuerlichen Haushalten mit der Betreuung von Angehörigen möglich ist. Dabei standen nicht Resultate für die Wissenschaft im Fokus, sondern der Nutzen für die Praxis war das zentrale Thema.

In vielen Betrieben herrscht die traditionelle Rollenverteilung. Die zunehmend vielfältigen Tätigkeitsbereiche der Bäuerinnen erhöhen den Druck auf die Frauen in der Landwirtschaft.
Zeitnot, die unentgeltliche, selbstverständliche Pflege und Betreuung kranker oder behinderter Familienmitgliedern und somit der Verzicht auf Freizeit und Ferien, führen zu enormen psychischen und physischen Belastungen, die das ganze Gefüge gefährdet.
Als Handlungsempfehlungen für die Familie resultieren Kommunikation, Reden und Verhandeln als wichtige Kompetenz. Ein ausserbetrieblicher Nebenerwerb schärft den Blick und gibt Kraft, Pflegeverträge bringen Wertschätzung, Rollenklärung und Lebensqualität. Auch externe Hilfe (Spitex, Mahlzeitendienst etc.) bringen Entlastung und Zeitgewinn.

Barbara Thörnblad Gross, die Leiterin des Ressorts Bildung Hauswirtschaft am Inforama, zeigte die Ausbildungsschritte zu den Berufsabschlüssen Bäuerin mit Fachausweis und diplomierte Bäuerin auf. Es besteht eine grosse Nachfrage an den bernischen bäuerlich-hauswirtschaftlichen Fachschulen.

Hans Jörg Rüegsegger, der Präsident des Berner Bauernverbandes betonte den Wert der Bäuerin und den Respekt, den sie für ihre Arbeit verdient. Die Bäuerin sei Mitglied der Geschäftsleitung des Landwirtschaftsbetriebes und als solches hohen Erwartungen und Belastungen ausgesetzt. Mit einer Vielzahl an haus-, land- und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen meistert sie ihren Arbeitsalltag.

Pia Amstutz-Grädel

 

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